Gebrauchte Stapler: Das sollten Sie beim Kauf beachten
Der Gabelstapler wurde 1917 erfunden und 1924 von der Firma Clark auf den Markt gebracht. Damit ist das erfolgreichste innerbetriebliche Transportmittel fast so alt wie das Auto. Die echte Massenproduktion begann erst 1946 in Großbritannien. Der Handel mit gebrauchten Staplern hat damit ebenfalls schon eine Tradition von über sechzig Jahren. Die Technik der Flurförderzeuge hat sich in den Grundzügen kaum verändert.
Die Geräte werden grundsätzlich sehr robust ausgelegt, damit sie den harten Arbeitsalltag bewältigen können. Dennoch gibt es typische Schwachstellen, auf die man beim Staplerkauf achten sollte. In diesem Artikel sind die wichtigsten Punkte einer Staplerprüfung vor dem Kauf zusammen gefasst.
Staplerkauf vorbereiten
Gabelstapler sind hochpreisige Investitionsgüter. Damit ein scheinbares Schnäppchen nicht am Ende teuer zu stehen kommt, sollte man folgende Werkzeuge und Hilfsmittel zum Staplerkauf mitbringen:
- Kettenlehre
- Säureheber
- Spannungsprüfer
- Taschenlampe
- CO2 Messkit
Die Kettenlehre dient zur Prüfung des Hubwerks. Mit dem Kompressionstester und dem CO2 Messkit lässt sich der Zustand des Motors bestimmen. Säureheber und Spannungsprüfer sind für den Qualitätstest der Batterien nützlich. Mit der Taschenlampe kann man einen größeren Motorraum optisch untersuchen.
Diese Produkte kosten zusammen genommen kaum mehr als 100 Euro. Damit ausgestattet, hat man gute Chancen, einen verdeckten Mangel vor dem Kauf zu entdecken.
1. Nichts geht ohne Papiere
Ein Gabelstapler ist ein teures Investitionsgut. Entsprechend wichtig ist es, seinen Besitz über ein gültiges Dokument nachzuweisen. Ein Stapler ohne Papiere ist stets ein Risiko - auch für den Käufer. Niemand möchte sich dem Verdacht eines Hehlers ausgesetzt sehen. Deshalb sollte ein Gabelstapler stets 100 % legal sein. Beim Kauf bedeutet dies, dass man sich nicht nur die Fahrzeugpapiere aushändigen lässt, sondern auch die Seriennummern überprüft. TIPP: Chassis, Motor und Hubmast haben eine Seriennummer. Wird eine Abweichung festgestellt, sollte man entsprechend nachfragen. Zusammengefasst sind folgende Dokumente für den Staplerkauf wichtig:
- Eigentumsnachweis
- Technisches Dokumentation (Hardcopy und digital)
- letzter FEM-4.004-Prüfbericht
- Abgasuntersuchungen
- Quittungen von Reparaturen
- CE-Kennzeichnung und Konformitätserklärung
- Kaufvertrag.
Fehlende Dokumente lassen sich teilweise wieder beschaffen. Problematisch werden fehlende CE-Kennzeichnungen. Der Stapler ist dann nur noch als Teileträger verwendbar.
2. Erster Eindruck
Was beim Auto der Kilometerstand ist, sind beim Gabelstapler die Betriebsstunden. Eine Arbeitslast von 1000 Stunden pro Jahr sind für einen Stapler in Markenqualität bei durchschnittlicher Wartung und Instandhaltung gut zu verkraften. Äußere Kratzer am Chassis und ein etwas stumpfer Lack lassen sich nach vielen Jahren der Nutzung kaum vermeiden. Sie zeugen eher von der Ehrlichkeit des Verkäufers und dass er nichts verbergen will. Ein 20-jähriger Stapler mit 80.000 Stunden auf der Uhr, der aber im frischen Lack glänzt, sollte hingegen misstrauisch machen.
Hubwerk und Überrollkäfig/Kabine sollten nicht verformt sein. Falls doch, ist der Stapler schon einmal umgestürzt. Dann ist es ein Unfallfahrzeug, was nur noch einen Bruchteil wert ist.
Die Reifen haben umlaufende Markierungen, mit denen ihre Verschleißgrenze angezeigt wird. Ist diese erreicht oder überschritten, sind neue Reifen fällig. Das sollte bei den Preisverhandlungen berücksichtigt werden.
3. Erster Blick auf die Technik
Ein Stapler kann einen Elektro-, Gas-, Benzin- oder Dieselmotor besitzen. In jedem Fall ist sein Hubwerk aber hydraulisch angetrieben. Das bedeutet, dass die Hydraulik absolut dicht sein muss. Tropft die Arbeitsflüssigkeit aus den Kupplungen und Schläuchen lässt das auf einen schlechten Wartungszustand schließen. Nach dem Kauf steht dann eine große Inspektion mit umfassenden Reparaturen an.
Ebenso dürfen die Batteriepacks nicht beschädigt sein. Eine Schmutzschicht auf der Oberseite zeigt an, dass das Gerät ohne Sachverstand behandelt wurde. Diese Schichten können Kriechströme produzieren, welche die Lebensdauer der Zellen stark senken. Eine blitzeblanke Oberfläche schafft hingegen Vertrauen. Der Säureheber und der Spannungsprüfer geben genaue Auskunft über den Zustand der Batterien.
Die Verbrennungsmotoren von Gabelstaplern sind technisch mit den Automotoren identisch. Öl- und Kühlmittelverlust, Rost und blanke Kabel sind auch in Flurförderzeugen nicht zulässig. Eine Kontrolle vom Ölstand und Kühlmittel sollte bei kaltem Motor stattfinden.
4. Zweiter Blick auf die Technik
Nach dem ersten Eindruck sollte man nun genauer hinsehen. Folgende zwei Stellen sind typisch für den Verschleiß an einem Flurförderzeug:
- Hubkette
- Lenkung
Die Hubkette lenkt den Hub des Hydraulikzylinders in den Hub der Gabeln um. Sie ist zwar extrem robust ausgelegt, dennoch ist sie ein Verschleißteil. Der Verschleiß lässt sich durch ihre Längung feststellen. Die Kettenverschleißlehre gehört deshalb zum Prüfwerkzeug beim Staplerkauf dazu. Eine verschlissene Kette ist kein Ausschlusskriterium. Sie bietet aber ein gutes Argument, um den Kaufpreis zu drücken.
Bei der Lenkung des Gabelstaplers sind vor allem die Umlenkbolzen von Verschleiß betroffen. Dieses wird durch ein vergrößertes Lenkungsspiel festgestellt. Ein deutlich hörbares Klackern beim Einschlagen des Lenkrads ist ein Warnsignal. Die Bolzen sind dann schon kurz vor dem Bruch. Auch diese Bauteile gehören zu den Verschleißteilen und lassen sich einfach austauschen.
5. Stapler anlassen
Ein Stapler mit Verbrennungsmotor sollte im kalten Zustand angelassen werden. Wenn der Motor bei der Besichtigung spürbar warm ist, kann das ein Täuschungsversuch sein. Der Stapler sollte schnell anspringen. Auch wenn der Stapler über das Wochenende in einer kalten Halle abgestellt war, sollte er beim Starten keine Schwierigkeiten haben. Quält er sich hingegen beim Anlassen oder macht verdächtige Geräusche, kann dies auf einen Schaden am Anlasser oder der Zündanlage hindeuten.
Elektrostapler sollten ebenfalls unmittelbar nach dem Einschalten betriebsbereit sein. Dazu gehört, dass die Batterien voll geladen sind. Zeigt der Spannungsmesser nur einen halben Ladezustand an, sollte man nachfragen.
Der Stapler wird nun laufen gelassen. Da jetzt die Hydraulikanlage unter Druck steht, kann man alle Schläuche und Kupplungen nochmals auf Leckagen prüfen. Auch Risse in Schläuchen machen keinen guten Eindruck. Den Kaufpreis eines neuen Schlauchpakets kann man dann schon mal vom angedachten Preis des Staplers abziehen.
Weder Motor noch Hydraulikpumpe sollten verdächtige Geräusche machen. Danach wird der Motor wieder abgestellt. Mit dem CO2-Messer wird geprüft, ob sich Abgase ins Kühlwasser drücken. Das macht eine verschlissene Kopfdichtung sehr wahrscheinlich.
6. Testfahrt
Der Stapler sollte zuverlässig auf alle Steuerbefehle reagieren. Ein Gabelstapler bremst ab, sobald man den Fuß vom Gas nimmt. Das muss einwandfrei funktionieren. Beim Lenken darf nichts spürbar ruckeln oder klappern. Das Getriebe muss sich sauber durchschalten lassen und dabei keine Geräusche produzieren.
7. Elektronik
Eine durchgebrannte Lampe ist weniger problematisch. Auch ein beschädigtes Gehäuse lässt sich leicht austauschen. Alarmierend sind hingegen flackernde Lampen oder falsche Lichtsignale. Hier kann ein tief sitzender Kabelschaden die Ursache sein. Zum Check der Elektronik gehört auch die Überprüfung des Sicherungskastens. Alle Sicherungen sollten den korrekten Widerstandswert besitzen. Wird eine überdimensionierte Sicherung gefunden, kann das auf einen Täuschungsversuch hinweisen.
Gründlicher Check für einen beruhigten Staplerkauf
Hat der Stapler alle Prüfungen gut bestanden, kann man in die Preisverhandlungen gehen. Zuhause sollte der Stapler noch einmal gründlich geprüft und einer kleinen Wartung unterzogen werden. Mit frischem Motor-, Getriebe- und Hydrauliköl, neuen Kerzen und Filtern steht dem neuen Leben des Flurförderzeugs nichts mehr im Wege.